„Wir arbeiten in einem Projekt über Wasser.“ antwortete der Siebenjährige von der Scoala Primara ‚Hänsel und Gretel‘ in Iasi/Rumänien, als er nach seiner Rückkehr gefragt wurde, was er in Deutschland gemacht hätte.
Vom 24. – 30. Mai waren er und sein Mitschüler in Darmstadt. Gemeinsam mit neun Schüler/innen aus Blansko/Tschechien, Edsbyn/Schweden, Sofia/Bulgarien und dreizehn von der STS Arheilgen, die 12 bis 16 Jahre alt sind und von denen die meisten das 6. oder 7. Schuljahr besuchen, bildeten sie im Rahmen einer Lernaktivität eine Projektklasse. Die Familien der STS-Schüler nahmen die Gastschüler bei sich auf. Nur die beiden Jüngsten übernachteten mit im Hotel. Doch auch sie hatten einen Partner, der sich fürsorglich um sie kümmerte.
Die Lernaktivität war Teil des 2017 gestarteten Erasmus+ Schulpartnerschafts-Projektes (Comenius) „Teaching in Europe: Freshwater Crisis“, in dem sechs Schulen zusammenarbeiten. Sie werden dabei von der Europäischen Union finanziell unterstützt. In dem Projekt geht es um das Erarbeiten von Unterrichtsstunden zur Förderung von Sprachkompetenz und kreativer Kompetenz, um den Erwerb von Wissen rund um das Thema „Frischwasser“ und um das Bewusstmachen des Wertes von Trinkwasser.
Wenn das Projekt im Sommer 2019 endet, wird ein Handbuch für Lehrkräfte mit Anregung für den Unterricht an Kindergärten und Schulen erstellt worden sein. Ein solches hatten die Partnerschulen bereits 2014-16 in ihrem gemeinsamen Projekt zum Thema „Vermittlung von Werten“ erarbeitet. 2017 war ihnen dafür das “Erasmus+ Qualitätssiegel“ verliehen worden.
Projektsprache ist Englisch. Selbst die beiden Buben aus Iasi, die seit drei Jahren Deutsch, jedoch erst seit einem Jahr Englisch lernen, nutzten zum Kommunizieren ihre Englischkenntnisse und erst, wenn es selbst mit „Händen und Füßen“ nicht mehr klappte, wandten sie sich an ihre Lehrerin, die für sie übersetzte.
Es war für alle Beteiligten ein spannendes Erlebnis, eine Woche lang den ganzen Tag über viel Englisch zu hören, versuchen zu verstehen und zu sprechen.
Am Freitag war Projekttag in der Schule. Die F6a sang zur Begrüßung Songs aus dem Dschungelbuch, die die Zuhörer mitrissen. Spiele zum Kennenlernen mit Bezug zu Wasser waren vorbereitet worden. Zum Thema „Der Rhein – ein Symbol des geeinten Europas“ erhielt jede der drei Arbeitsgruppen altersgemäße Aufgaben. Im Atlas und in englischen Texten wurde nach Informationen gesucht und anschließend auf Karten vom Rhein übertragen wurden. Die beiden Jüngsten suchten mit Hilfe ihres Partners in einem Bild Dinge mit Bezug zu Wasser und benannten sie. Während die Schüler in ihrem Klassensaal arbeiteten, trafen sich die begleitenden Lehrkräfte, zwei Projektlehrkräfte aus Mersin/Türkei und Projektbeteiligte von der STS Arheilgen in einem eigenen Arbeitsraum, um Projektfortschritte zu diskutieren und nächste Aktivitäten zu planen. Für den Nachmittag hatten Studenten der TU Darmstadt (Regionalgruppe ‚Ingenieure ohne Grenzen‘), die sich ehrenamtlich für die Entwicklung und Errichtung von Trinkwassergewinnungs-Projekten (im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe) in Entwicklungsländern engagieren, eine Unterrichtseinheit zum Thema ‚Wasserknappheit‘ vorbereitet. Beim Thema „Virtuelles Wasser“ waren die Schüler überrascht, wie viel Wasser für die Herstellung einer Jeans, eines T-Shirts oder sogar eines Burgers benötigt wird. Für das anschließende Planspiel wurden sechs Gruppen gebildet, jede erhielt eine unterschiedliche Anzahl ‚Wassertropfen‘ als Währung. So sollten Lebensumstände in unterschiedlichen Regionen der Welt verdeutlicht werden. Mit den „Wassertropfen“ sollten sie für ihren täglichen Bedarf einkaufen, um so anschaulich zu erleben, wie weit ihre knappen Mittel reichen.
Der Tagesausflug nach Frankfurt stand unter dem Motto „Eine Stadt, die oft im Zentrum deutscher und europäischer Geschichte stand“. Jeder erhielt die gleichen schriftlichen Informationen zu den einzelnen Stationen des Rundgangs auf Englisch (mit einigen Übersetzungen auf Deutsch). Für den Sonntag hatte jede Gastfamilie ihr persönliches Programm geplant. Für Montag war ein Workshop im Bioversum gebucht worden. Ausführlich wurde bei hochsommerlichen Temperaturen im Ruthsenbach mit dem Kescher nach Wasserlebewesen gesucht, um sie zu bestimmen und anschließend wieder im Bach auszusetzen. Für Überraschung sorgte der Fund eines ungewöhnlich großen Egels.
Am Dienstag besuchte die Projektklasse auf Einladung des Regierungspräsidiums Darmstadt das Rhein-Wasserwerk und die Deichmeisterei in Biebesheim. Auch hier wurde auf Englisch erklärt, wie Rheinwasser aufbereitet und dem Grundwasser wieder zugeführt wird - begleitet von einer Präsentation mit Skizzen und deutschen Begriffen. Säcke wurden mit Sand befüllt, zugenäht, und es wurde gezeigt, wie die Säcke zum Schutz gegen Hochwasser richtig aufeinanderzustapeln sind. An einem Deich bekamen die Besucher einen Eindruck davon, wie hoch dies Wasser des Rheins steigen könne und was zur Abwehr der Gefahren, die davon ausgehen, unternommen wird. Als der Ausflug dann sogar noch mit einem Aufenthalt an einem Strand des Rheinufers endete, waren alle total begeistert und überrascht, wie sauber das Wasser des Rheins ist, und plantschten mit Vergnügen darin herum.
Sibylle Schaldach